Run-offs bei Bestandverträgen – Kapitalanlageergebnis

Die Studie „Run-offs bei Bestandverträgen zur Altersvorsorge“ ist eine Bestandsaufnahme zur aktuellen Run-off-Diskussion. Mithilfe einer theoretischen und empirischen Analyse sowie einer ökonomischen Würdigung des Run-offs von Lebensversicherungsunternehmen wird untersucht, inwieweit sich die Auswirkungen des Run-offs aus Kunden- und Unternehmenssicht widerspiegeln. Eine Größe, um den Erfolg des Versicherungsunternehmens zu messen, ist das Kapitalanlageergebnis. Von besonderem Interesse ist hierbei, welche Überschüsse mit dem zur Verfügung stehenden Kapital erwirtschaftet wurden. Unter anderem arbeitet die Studie „Run-offs bei Bestandverträgen zur Altersvorsorge“ die Unterschiede zwischen dem Kapitalanlageergebnis der Run-off-Versicherer und Nicht-Run-off-Versicherer heraus und würdigt diese.

Ein großer Teil des versicherungstechnischen Ergebnisses wird durch das Kapitalanlageergebnis bestimmt. Das Kapitalanlageergebnis ist daher von besonderer Bedeutung in der Jahresabschlussanalyse von Lebensversicherungsunternehmen. Gerade in der Lebensversicherungsbranche hat die Kapitalanlage einen hohen Stellenwert, da das Versicherungsunternehmen für den Kunden Kapital anlegt und eine möglichst hohe Rendite unter Beachtung des geforderten Sicherheitsniveaus erwirtschaften soll. Ebendiese Rendite bzw. Verzinsung wird daher regelmäßig herangezogen, um den Erfolg des Versicherungsunternehmens zu beschreiben. Als wichtige Kennzahlen, die zur Beschreibung des Kapitalanlageerfolgs verwendet werden, haben sich die laufende Verzinsung und die Nettoverzinsung als Standard herausgebildet. Bei der laufenden Verzinsung wird das ordentliche Kapitalanlageergebnis den durchschnittlichen Kapitalanlagen gegenübergestellt. Bei der Nettoverzinsung wird hingegen das gesamte Kapitalanlageergebnis, also auch das außerordentliche Ergebnis (z.B. Auflösung von Bewertungsreserven) herangezogen.

Aus theoretischer Sicht gibt es einige Argumente, die für ein besseres Kapitalanlageergebnis der Run-off-Versicherer im Vergleich zu den Nicht-Run-off-Versicherern sprechen. Da die Run-off-Versicherer vergleichsweise jung sind, verfügen sie in der Regel über eine moderne IT-Infrastruktur und entsprechende Verwaltungssysteme. Die dadurch erzeugten Effizienzvorteile sollten sich in geringeren Kapitalanlageaufwendungen und einem dadurch besseren Kapitalanlageergebnis widerspiegeln. Weiterhin vereinfacht sich das Asset-Liability-Management durch den Wegfall des Neugeschäfts erheblich. Dadurch lassen sich die zukünftigen Zahlungsströme relativ gut abschätzen und es muss weniger Zeit in das Matching investiert werden. Weiterhin können bei größeren Run-off-Dienstleistern Größenvorteile vorliegen; insbesondere, wenn ein zentralisierter Dienstleister die Kapitalanlage im Konzern vornimmt.

Die aus theoretischer Sicht vorhanden Vorteile der Run-off-Versicherer finden sich in den empirischen Daten nicht wieder. Während es beim ordentlichen Kapitalanlageergebnis (laufende Verzinsung) kaum Unterschiede zwischen den Run-off-Versicherern und den Nicht-Run-off-Versicherern gibt, zeigt sich zwar bei der Nettoverzinsung bei den Run-off-Versicherern ein höheres Ergebnis. Dieses Ergebnis ist aber auf die hohe Auflösung der Bewertungsreserven zurückzuführen. Die Bewertungsreserven wurden aufgelöst, um die höhere Belastung aus der Bildung der Zinszusatzreserve zu finanzieren. Die Folge ist ein besseres Ergebnis im Vergleich zum Restmarkt. So liegt die durchschnittliche Nettoverzinsung bei den Run-off-Versicherern für den Zeitraum von 2014 bis 2018 bei 4,5 % und bei den restlichen Versicherern bei 4,0 %. Die laufende Verzinsung, die das außerordentliche Ergebnis ausklammert und damit aussagekräftiger ist, liegt für die Run-off-Versicherer im gleichen Zeitraum bei 3,4 % und für die restlichen Versicherer bei 3,3 %. Ein signifikanter Unterschied ist damit nicht zu erkennen. Die These, dass Run-off-Versicherer bzw. insbesondere größere Versicherungsgruppen (Viridium Gruppe, Frankfurter Leben-Gruppe, Athora Gruppe) in der Kapitalanlage grundsätzlich überlegen sind, konnte im Rahmen der vorliegenden Studie nicht bestätigt werden.

Die vollständige Studie sowie eine verkürzte Fassung, die die wichtigsten Ergebnisse zusammenfasst, finden Sie hier.