Naturkatastrophen stellen Rückversicherer vor neue Herausforderungen

Seit September 2019 kamen bei Buschbränden in Australien 29 Menschen und 1,25 Milliarden Wildtiere ums Leben. Die Feuer verwüsteten mehr als 10 Millionen Hektar Land – ein Gebiet der Größe Bayerns und Baden-Württembergs zusammen. Aktuell liegen die Brandschäden nach Angaben des australischen Versicherungsverbands bei umgerechnet rund 435 Millionen Euro. Doch die Zahl steigt weiter, denn noch ist kein Ende der Feuer in Sicht und längst sind nicht alle Verwüstungsschäden gemeldet.

Die Experten der Rückversicherer, die sich mit der Wahrscheinlichkeit von Naturkatastrophen beschäftigen, sehen deutliche Hinweise dafür, dass der Klimawandel das Risiko großer Buschfeuer begünstigt. Die Zahlen weltweit belegen dies: So sind Waldbrandschäden inflationsbereinigt von rund 400 Millionen Euro im Jahr 1980 auf jährlich mehr als 18 Milliarden Euro (2017) gestiegen. Im Jahr 2018 verursachten Waldbrände mit 21,5 Milliarden Euro so hohe Schäden wie nie zuvor. Für die Branche bedeutete dies eine Kostenübernahme in Höhe von 16,1 Milliarden Euro.

Deutschland ist ebenfalls von Extremwetter betroffen

Nicht nur Waldbrände treten vermehrt auf. Nach Berechnungen der Munich Re verursachten Naturkatastrophen im Jahr 2019 Schäden in Höhe von 150 Milliarden Dollar. Schwerstes Einzelereignis war dabei der Taifun Hagibis in Japan, der Schäden von rund 17 Milliarden nach sich zog. Rückversicherer müssen sich auch künftig auf deutlich höhere Schadensummen einstellen: Martin Bertogg, Head of Catastrophe Perils des Swiss Re Institute, erklärt, dass die fortschreitende Urbanisierung sowie steigende Bevölkerungszahlen in besonders gefährdeten Gebieten wie Küsten und Waldrändern zudem weiterhin für einen Anstieg der Schadensummen sorgen werden. Deshalb sei es besonders wichtig, sich der wachsenden Risiken bewusst zu werden und Städte widerstandsfähiger zu gestalten.

Auch Deutschland ist betroffen. Denn das Jahr 2019 steht hierzulande ebenfalls für extreme Wetterbedingungen wie schwere Stürme, lange Hitze, Überschwemmungen und Hagel, die zu Versicherungsschäden in Höhe von 3,2 Milliarden Euro führten. Zwar fiel der Wert niedriger aus als der langfristige Durchschnitt, doch die Extremwetter zeigen, dass Deutschland in den kommen Jahren zunehmend mit Schäden zu kämpfen haben wird. Im Kfz-Bereich ist dies bereits spürbar: Die Kosten für Folgen von Hagel, Stürmen und Überschwemmungen haben sich hier im vergangenen Jahr fast verdoppelt.

Rückversicherer müssen ihre Risikomodelle verbessern

Die Rückversicherer sind positiv gestimmt, dass sie die Folgen der Extremwetterbedingungen stemmen können. Jedoch müssen hierfür Risikomodelle zwingend verbessert werden, damit die Versicherung umso besser wirken und verbleibende finanzielle Schäden tragen kann.

Mit diesem und anderen Themen beschäftigt sich  der Leipziger Gesprächskreis Rückversicherung. Das 22. Arbeitstreffen am 19. März 2020 in München behandelt die aktuellen Entwicklungen im Rückversicherungsmarkt, zu denen auch die Identifikation von Kumulrisiken von Naturkatastrophen wie Waldbränden zählt. Des Weiteren stehen die Auswirkungen von Shared Economy Plattformen und digitalen Technologien auf die Versicherungslandschaft sowie der aktuelle Cybermarkt aus Käufersicht auf der Agenda.

Das 22. Arbeitstreffen des Leipziger Gesprächskreises Rückversicherung findet am 19. März 2020 bei der Allianz SE Reinsurance in München statt. Nähere Informationen zu Themen und Referenten finden Sie auf unserer Website sowie in der Agenda.