Die Deutsche Aktuarvereinigung empfiehlt aufgrund des weiterhin anhaltenden Niedrigzinsumfelds, den Höchstrechnungszins für Neuverträge ab 2021 auf 0,5 Prozent zu senken. Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hält diesen Vorschlag für sinnvoll und drängt auf eine schnelle Entscheidung des Finanzministeriums. Hintergrund ist die weiterhin angespannte Kapitalmarktsituation. „Derzeit gibt es keine Anzeichen, dass sich das zum Teil negative Zinsniveau der vergangenen Monate in näherer Zukunft spürbar verbessern wird“, erklärt DAV-Vorstands-Chef Dr. Guido Bader. Eine Reduzierung für Neuverträge soll die Lebensversicherer entlasten.
Entscheiden kann die DAV über die Festsetzung des Höchstrechnungszinses allerdings nicht; sie kann lediglich Änderungsvorschläge einbringen. Beschlossen wird der gültige Höchstrechnungszins durch das Bundesfinanzministerium (BMF) nach den Vorgaben des § 5 DeckRV – unter Zustimmung des Bundesrates.
Individualisierung sorgt für neue Lebenskonzepte
Schon länger haben die Versicherer mit der Zinsflaute zu kämpfen. Zusätzlich stellen auch die sich veränderten Lebensmuster der Menschen eine neue Herausforderung für die Branche dar. Denn der Trend der Individualisierung wirkt weltweit und sorgt dafür, dass sich Lebenskonzepte und Karrieren enorm ausdifferenzieren. So entwickelt sich die Normbiografie von ihrem linearen Ablauf von Jugend, Erwerbs-/Familienphase und Ruhestand hin zu neuen Lebensphasen. Die Biografie weicht der Multigrafie. Mit dieser Entwicklung ändern sich auch die Bedarfsfelder innerhalb der Branche und es gilt, die Versicherungsprodukte anzupassen – sie müssen flexibler und individueller werden.
Diesen Anforderungen kann beispielsweise mit dem Universal Life-Konzept begegnet werden: Dieser Produktansatz in der Lebensversicherung ist geprägt von Transparenz und Flexibilität. Das Konzept stammt aus den USA und ist dort bereits seit Mitte der 1980er Jahre weit verbreitet. Bestehend aus einer Vorsorgekomponente und einer separat geführten Risikokomponente, lässt sich die Universal Life-Versicherung während der Laufzeit an die Lebensumstände des Versicherungsnehmers anpassen. Ihm stehen während der Vertragslaufzeit verschiedene Optionen zur Gestaltung der Beiträge und der Leistungen zur Verfügung. Die erste Police dieser Art auf dem deutschen Markt wird seit Oktober 2015 von der IDEAL Versicherungsgruppe angeboten und befindet sich seither in der Weiterentwicklung.
Debatten um den Provisionsdeckel beschäftigen die Versicherer weiterhin
Wie sich das Geschäftsmodell der Lebensversicherer weiterentwickeln muss – und welche Chancen mit technologischen Innovationen einher gehen –, diskutieren wir am 9. & 10. März 2020 auf dem Leipziger Gesprächskreis „Lebensversicherung“ gemeinsam mit u. a. Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzender der DAV und Mitglied des Vorstands der Stuttgarter Versicherungsgruppe, und Rainer Jacobus, Vorsitzender des Vorstands der IDEAL Versicherungsgruppe.
Zweimal jährlich treffen sich die Fach- und Führungskräfte aus Lebensversicherungsunternehmen zu einem intensiven Austausch unter der Moderation von Herrn Prof. Dr. Fred Wagner (Institut für Versicherungslehre, Universität Leipzig), um aktuelle Herausforderungen zu erörtern, Lösungsansätze zu definieren und den Blick in die Zukunft der Lebensversicherung zu werfen. Neben Produktgestaltungsfragen geht es dabei auch um aktuarielle Fragestellungen, Vertriebstrends sowie natürlich regulatorische Entwicklungen und Neuerungen der Branche. Denn u. a. die bevorstehende Umsetzung eines „LVRG II“ und die damit verbundene, anhaltende Debatte um den Provisionsdeckel beschäftigen die Versicherer nach wie vor. Die Entscheider der Branche sind aufgefordert, Strategien zu entwerfen, die mögliche Entwicklungsszenarien antizipieren. Als Diskussionsplattform und Arbeitstreffen unterstützt der 19. Leipziger Gesprächskreis „Lebensversicherung“ am 9. und 10. März 2020 im Hause der IDEAL Versicherungsgruppe in Berlin dabei. Mehr Informationen sowie die Agenda finden Sie auf unserer Website.