Nicht nur die Verpflichtung der Arbeitgeber, überall da Homeoffice zu schaffen, wo es möglich ist, sondern auch das freiwillige Engagement von Arbeitgebern zum Schutz ihrer Mitarbeiter, hat zur Zunahme von Remote-Work und Homeoffice geführt. In einer repräsentativen Umfrage des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) unter etwa 1.000 Unternehmen ging hervor, dass durchschnittlich 64 Prozent der Beschäftigten voll oder teilweise von Zuhause arbeiten. Vor Corona waren es lediglich 25 Prozent.1 Zugleich stellt es sowohl Unternehmen als auch Arbeitnehmer vor neue logistische Herausforderungen. Diese fängt meist schon mit der Frage an: Home Office oder Remote Work?
Remote Work und Home Office: Zwei unterschiedliche Dinge
Häufig werden die Begrifflichkeiten Homeoffice und Remote Work synonym verwendet, was inhaltlich gesehen jedoch falsch ist. Ein wesentlicher Unterschied zwischen den beiden Begriffen ist, dass der Arbeitsort im Homeoffice, im Gesetz auch Telearbeit, das eigene Zuhause ist. Für diesen muss der Arbeitgeber Laptop, Bildschirm, Maus, Tastatur und auch Büroausstattung zur Verfügung stellen; so steht es in der Arbeitsstättenverordnung. Remote Work ist die „freiere“ Variante des Arbeitens außerhalb des Büros. Der Arbeitnehmer ist hier an keinen festen Arbeitsplatz zu Hause gebunden. Die Empfehlung gilt jedoch auch hier, den Arbeitnehmer zumindest einen Laptop und einen Bildschirm zur Verfügung zu stellen, um eine produktive Arbeitsstätte zu schaffen. Ein weiterer wichtiger Punkt, der beide Arten betrifft ist, dass sowohl das Arbeitsschutzgesetz als auch das Arbeitszeitgesetz hier gelten.
Vertrauen und Kontrolle im Gleichgewicht
Eine Herausforderung für Teamleiter und/oder Arbeitgeber besteht darin, Vertrauen und Kontrolle im Gleichgewicht zu halten. Gemäß dem Spruch von Wladimir Iljitsch Lenin: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“, fällt es vielen Arbeitgebern sehr schwer, ihren Mitarbeiter die Kontrolle über ihre tägliche Arbeit zu überlassen. Beginnend mit dem Thema Anwesenheit, welche sonst im Büro, durch einen kurzen Blick in die Räume erledigt ist, bis hin zu Teamabstimmungen und die Kontrolle der Arbeitsergebnisse. Mithilfe verschiedener Tools versuchen sie, die einzelnen Schritte ihres Teams zu steuern, um die Produktivität ihrer Mitarbeiter sicherzustellen. Maßnahmen wie Zeiterfassung, Chat-Überwachung, Anwesenheitsverfolgung und Webcam-Aufzeichnungen werden eingesetzt. Genau diese Methodik kann jedoch schlussendlich negativ auf die Produktivität auswirken. Tim Hagemann, der an der Fachhochschule der Diakonie in Bielefeld die Professur für Arbeits-, Organisations- und Gesundheitspsychologie innehat sagt: „Wenn ich natürlich das Gefühl habe, jemand sitzt mir im Nacken, habe ich Angst vor Fehlern, Scham und Bestrafung, vielleicht sogar vor Stigmatisierungen“2 und „Dann ist das natürlich auch etwas, was psychisch belastend sein kann.“ Dies führt zu einem erhöhten Stresslevel bei dem Mitarbeiter aus, was wiederrum ich anfälliger für Krankheiten und auch Fehlern macht, aufgrund von Konzentrationsschwierigkeiten.
Transparenz am Arbeitsplatz
Ein erster Ansatzpunkt ist das Thema Transparenz. Unternehmen müssen ihre Geschäftsstruktur und Abläufe so anpassen, dass der Arbeitnehmer auch aus einem entfernten Arbeitsplatz eine Übersicht hat, wann welche Deadlines und Absprachen stattfinden sollen und müssen. Dies ermöglich beiden Seiten eine bessere Planbarkeit.
Kommunikationswege
Weiterhin unterstützen feste wöchentliche Meetings sowie Einzelgespräche die Absprachen in den Teams und zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Auch sogenannte „Lunch-Dates“ sind förderlich, um den fehlenden Small Talk an der Kaffeemaschine zu ersetzen, der wiederrum für das Allgemeine Wohlbefinden von hoher Relevanz ist.
Feedbackkultur ausbauen
Gerade durch die fehlenden kurzen Kommunikationswege, ist eine ausgeprägte Feedbackkultur von Bedeutung. Entscheidend dabei ist, dass sowohl Arbeitgeber, als auch Arbeitnehmer Emotionen teilen und zulassen. Ein Vertrauensvorschuss gegenüber dem Anderem ist dabei ein wichtiger Punkt. Regelmäßiges positives Feedback erhöht nicht nur die Motivation, sondern ist zugleich förderlich für die Produktivität.
Weg von Zeitorientierung hin zur Ergebnisorientierung
Die Präsenzkultur war bereits vor Corona eine überholte Arbeitsweise. Aber gerade in Zeiten von Homeoffice und Remote Work ist es wichtig einmal mehr anzufangen, auf das Ergebnis zu achten und auch dem Mitarbeiter, der eher der Nachtschwärmer ist, die Möglichkeit zu bieten, dieses auszuleben und seine Leistungen dadurch eventuell sogar zu steigern.
Auswahl des richtigen Tools
Neben zahlreichen Video-Tools, sind während der Pandemie auch andere unterstützende Instrumente, wie virtuelle Pinnwände oder Projektpläne, entstanden, die eine indirekte Kontrolle auf Vertrauensbasis ermöglicht. Beispiele hierfür sind Airtable, Trello, Mural, Slack und Asana, um nur eine kleine Auswahl zu nennen.
Home Office und Remote Work ist gekommen, um zu bleiben.
Die Pandemie wird die Arbeitswelt nachhaltig verändern. 58 Prozent der Unternehmen wollen auch nach Corona das Arbeiten im Homeoffice und Remote Work beibehalten oder gar das Angebot erweitern.3 Arbeitgeber müssen sich diesen Herausforderungen stellen und Grundprinzipien wie die oben genannten festlegen, wenn sie ihr Unternehmen erfolgreich aus der Ferne führen möchten. Dies ist jedoch nicht möglich, wenn Sie nicht von Anfang an eine vertrauensvolle Beziehung zu Ihren Mitarbeitern aufbauen. Selbstverständlich ist aber auch der Arbeitnehmer in der Pflicht, seine alten Arbeitsweisen anzupassen und sich auf Neues einzulassen.
Autor: Cathleen Wolf
1 https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Publikationen/Lageberichte/Umfrage-Home-Office/umfrage_home-office-2020.pdf?__blob=publicationFile&v=3
2 https://www.merkur.de/leben/gesundheit/ueberwachung-im-homeoffice-zr-90082307.html
3 https://www.bsi.bund.de/SharedDocs/Downloads/DE/BSI/Publikationen/Lageberichte/Umfrage-Home-Office/umfrage_home-office-2020.pdf?__blob=publicationFile&v=3
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