Neue Interviewreihe #nachgefragt: den Anfang macht Carlo Ulbrich von Nect

Was machst Du morgens als Erstes, wenn du ins Büro kommst?

Ein lautes „Moin“ durch das Büro, direkt zum Arbeitsplatz, Laptop anschließen und dann jedem Mitarbeiter persönlich in Ruhe einen „Guten Morgen“ wünschen! Für mich ist es wichtig, mit jedem Kollegen jeden Tag einen persönlichen Berührungspunkt zu haben, auch wenn es hin und wieder, aufgrund von Terminen, leider manchmal nur beim „Guten Morgen“ bleibt. Und zum weiteren Start: Ginger Ale.

Du hast Nect gemeinsam mit Benny Bennet Jürgens im Sommer 2018 auf den Markt gebracht. Bei welcher Gelegenheit kam Euch die Idee zu Eurem Start­up?

Im Juni 2016 waren wir Teilnehmer des Werk1 InsurTech Accelerators in München. Hier waren wir zunächst mit einer etwas anderen Idee unterwegs, welche sich nach und nach an die wirklichen Kundenbedürfnisse angepasst hat. Vorteilhaft waren hier natürlich Bennys Kenntnisse aus seiner langjährigen Tätigkeit als Lead Mobile Developer bei der Generali, sodass wir wussten, wie die Systeme der Versicherer funktionieren und wie das Produkt aussehen muss, damit es von Versicherungsunternehmen genutzt wird.

Mit Eurer Selfie-Ident-Lösung habt Ihr eine KI-basierte Softwarelösung lanciert. Daneben bietet Ihr außerdem das Card-Ident Verfahren an. Welche der beiden Lösungen empfehlt Ihr Versicherern einzusetzen und warum? Gibt es Preisunterschiede zwischen den beiden Ident-Lösungen?

Beide Produkte dienen dazu, für das Versicherungsunternehmen die Identität des Kunden festzustellen bzw. hierbei zu unterstützen. Das Card-Ident unterstützt hierbei den Vermittler bei der Erhebung von Ausweisdaten, wobei die reine Identifizierungsleistung weiterhin durch den Vermittler erfolgt. Dieses Produkt empfehlen wir zur Optimierung der Prozesse bei der Identifizierung, indem wir uns mit dem Card-Ident um die Verarbeitung der Ausweisdaten kümmern und eine Dunkelverarbeitung beim VU ermöglichen.

Das Selfie-Ident hingegen ist ein ganz neuer Ansatz in der Welt der Fernidentitätsfeststellungen. Hier kann auf digitalem Wege die Identität des Kunden ohne den Einsatz von Menschen festgestellt werden. Das Verfahren zeichnet sich durch keine Wartezeiten, jederzeitige Verfügbarkeit und Kostensenkungseffekte beim VU aus.

Wir empfehlen das Selfie-Ident jedem Versicherer, welcher das Kunden-Onboarding in digitale Geschäftsprozesse nachweislich optimieren will. Die R+V Versicherung hat zu unserem Verfahren folgende Zahlen veröffentlicht:

  • 25 % mehr Kunden im Kundenportal und
  • 75 % weniger Kosten beim Prozess der Identitätsfeststellung

Beide Lösungen sind preislich unschlagbar.

Da das Selfie-Ident hingegen eine komplette biometrische Identitätsfeststellung zulässt ohne weiteres Zutun anderer Prozesse oder Mitarbeiter, ist hierin ein Preisunterschied zum Card-Ident zu begründen.

Mit der R+V Versicherung und den wgv Versicherungen gehören bereits zwei namhafte Versicherer zu Eurem Kundenkreis. Wie viele Unternehmen zählen insgesamt zu Euren Kunden? Gibt es darunter weitere Versicherer, die auf Euren digitalen Ansatz bauen? In welcher Branche werden Eure Lösungen bisher am häufigsten nachgefragt?

Ein Auszug unserer aktuellen Kunden wie folgt:

  • R+V Versicherung
  • Württembergische Gemeindeversicherung
  • Hanseatische Krankenkasse
  • Nürnberger Versicherung
  • HUK Coburg
  • Hallesche Private Krankenversicherung
  • Fileee
  • VGH
  • BahnBKK
  • Öffentliche Versicherungen Bremen ÖVB
  • Öffentliche Versicherungen Sachsen Anhalt ÖSA
  • Öffentliche Versicherungen Oldenburg ÖVO

Des Weiteren befinden sich aktuell einige weitere Versicherungsunternehmen, sowohl private als auch gesetzliche Versicherer, im Implementierungsprozess und bereiten sich auf einen kurzfristigen Livegang vor.

Unsere weitere Sales-Pipeline für 2020 ist sehr gut gefüllt, dennoch haben wir aufgrund der einfachen Implementierung jederzeit Kapazitäten für das Onboarding weiterer Versicherungsunternehmen. Neben der Versicherungsindustrie werden wir in 2020 Unternehmen aus der Banken- und Telekommunikationsbranche live schalten.

Wie werden die digitalen Lösungen zur Identifizierung von den Endkunden angenommen? Welche (technischen) Herausforderungen oder Bedenken bestehen bei den Nutzern?

Wir bekommen von den Nutzern sehr positives Feedback, was sich auch darin widerspiegelt, dass wir in Deutschland die am besten bewertete Identifizierungsapp, sowohl im App- als auch im Playstore, sind.

Wir stehen in engem Austausch mit unseren Nutzern, um jederzeit wertvolles Feedback in die Entwicklung neuer Features einfließen zu lassen. Es ist toll mitzuerleben, wie das Produkt Selfie-Ident vom Markt angenommen wird, bspw. hat sich die Anzahl derjenigen, die sich mit Nect bei einem Partnerunternehmen identifizieren, seit Livegang im September 2018 verdreifacht.

Ganz wichtig, am Ende des Tages entscheidet der Nutzer, welches Verfahren er nutzen möchte. Wir liegen sehr viel Wert auf die User Experience und merken, dass unser Ansatz der Richtige ist.

Wer ist derzeit Euer größter Konkurrent bzw. wer könnte in Zukunft ein Konkurrent werden?

Wir haben die Konkurrenz sehr genau im Auge und beobachten kontinuierlich die Entwicklung des Marktes. Es ist nicht verwunderlich, dass klassische Identifizierungsdienstleister effizientere Wege suchen, Endkunden regulierter Unternehmen zu identifizieren. Einigen Dienstleistern fällt es sicher schwer, das eigene Produkt durch neue Entwicklungen zu disruptieren und in Frage zu stellen.

Wir fühlen uns im Markt anerkannt und spielen eine relevante Rolle. Als aufstrebendes Technologie-Unternehmen und Marktführer in der vollautomatisierten, auf Videos basierenden, Identitätsfeststellung konnten wir uns einen ernstzunehmenden Platz unter den bisherigen Anbietern erobern und haben zukünftig enormes Potential unsere Stellung auszubauen und führend im Bereich des Identifizierungsmarktes zu werden.

Es ist schon beachtlich, was wir in den letzten zwei Jahren aufgebaut haben, das muss uns erst einmal jemand nachmachen.

Wir freuen uns über Konkurrenz, weil dies ganz einfach bedeutet, dass das, was wir tun, die Zukunft ist! Wir stellen uns der Konkurrenz und freuen uns auf einen fairen Wettstreit.

Und zum Schluss: Wo steht Nect in 5 Jahren?

Auch in fünf Jahren sehen wir uns nach wie vor als Technologieführer im Bereich der vollautomatisierten Identitätsfeststellung mit einer Vielzahl von weiteren Produkten rund um die Identität. Nect wird bekannt dafür sein, dass man sich auf die Produkte verlassen kann, indem immer die höchsten regulatorischen Anforderungen bei schönster User Experience erfüllt werden.

Nect steht dafür, Regulatorik, Sicherheit und Convenience in Einklang zu bringen.

In fünf Jahren haben wir uns zudem eine bekannte Arbeitgebermarke aufgebaut, um ein Magnet mit tollen Rahmenbedingungen und herausfordernden Problemstellungen für Wissenschaftler und Talente zu sein. Als etabliertes Unternehmen werden wir niemals stehen bleiben und immer wieder mit neuen Köpfen, neuen Kunden und neuen Produkten vielseitige Probleme lösen, denn eines ist klar, die Regulatorik wird sich auch immer wieder ändern.

So sehr sich allerdings auch die äußeren Rahmenbedingungen ändern und wir uns entsprechend anpassen – unsere Werte bleiben bestehen!

Weitere Interviews finden Sie auf der Start-up-Radar-Seite unter #nachgefragt.