InsurTech-Update November

Neodigital bekommt frisches Geld
Nachdem sich im Januar 2020 der von Carsten Maschmeyer geführte Kapitalgeber Alstin Capital am digitalen Schaden- und Unfallversicherer Neodigital beteiligt hat, investiert mit Peter Thiel nun ein weiterer prominenter Investor in das Start-up. Der von Peter Thiel unterstützte Venture Capitalist Elevat3 Capital hat im Rahmen einer Kapitalerhöhung in zweistelliger Millionenhöhe in das Jungunternehmen aus Neunkirchen investiert. Laut Vorstand Stephen Voss möchte Neodigital das frische Kapital vor allem dazu nutzen, um “neue Projekte anzugehen”. Neodigital vermarktet seine Produkte in den Bereichen Privathaftpflicht, Tierhalterhaftpflicht, Hausrat und Unfall über ungebundene Vertriebspartner und räumt mit einer White Label-Option Maklern die Möglichkeit zur Erstellung eigener Policen ein.

gonetto scheitert mit Provisionsabgabe vor Gericht
Das Bensheimer Start-up gonetto ist mit seiner Klage erneut vor Gericht gescheitert. Das Verwaltungsgericht Frankfurt entschied zu Gunsten der BaFin und bestätigte so einen Beschluss aus September 2018. Konkret ging es um das Geschäftsmodell des Start-ups: gonetto ließ sich bestehende Hausrat- und Privathaftpflichtversicherungen in den eigenen Bestand übertragen und erstattete die erhaltenen Provisionen vollständig. Das Start-up verlangte für seine Dienste dann lediglich eine laufende Vergütung pro Vertrag und Jahr. Die BaFin sah in diesem Vorgehen aber einen Verstoß gegen das Provisionsabgabeverbot. Da die BaFin nicht direkt auf Vermittler wie gonetto einwirken kann, untersagte sie Versicherungsunternehmen eine Zusammenarbeit mit dem Start-up.

Coya und simplesurance entwickeln neue Police
Die Berliner InsurTechs Coya und simplesurance haben gemeinsam eine neue Police im Bereich Käuferschutz entwickelt. Die Versicherung soll greifen, wenn Kunden neue oder gebrauchte Ware im Internet von einem gewerblichen Verkäufer erwerben. Abgesichert sind fehlerhafte Waren sowie die ausbleibende oder unvollständige Lieferung. Auch Käufe über Auktionen sind abgedeckt. Voraussetzung für den Schutz ist, dass der Verkäufer zum Partnernetzwerk von simplesurance gehört. Zu den Partnern des InsurTechs gehören z. B. Handelsplattformen wie Rakuten oder Rebuy.

Neuer Kooperationspartner für Thinksurance
Der Frankfurter Technologieanbieter Thinksurance hat mit der SCHUNCK GROUP eine Kooperation vereinbart. Beide Partner verbinden ihr Maklerverwaltungsprogramm und ihre Vertriebsplattform, um einen möglichst nahtlosen und unkomplizierten Beratungs- und Betreuungsprozess von Industrie- und Gewerbekunden anzubieten. Ab sofort können Makler der SCHUNCK GROUP so bspw. auf eine ganzheitliche Bedarfsanalyse, eine dynamische Risikoerfassung sowie einen Tarifvergleich zurückgreifen. Für beide Unternehmen schafft die Zusammenarbeit einen wesentlichen Mehrwert: So führt die SCHUNCK GROUP ihren ausgerufenen Digitalisierungskurs weiter fort, Thinksurance will damit vor allem dem Anspruch gerecht werden, den Industrieversicherungsbereich ganzheitlich in den Blick zu nehmen und dort noch weiter zu wachsen.

Indisches Start-up sammelt 30 Mio. Dollar ein
Angeführt von der Risikokapitalgesellschaft GGV Capital hat das indische InsurTech Turtlemint, das Verbrauchern dabei hilft, die für sie am besten geeigneten Versicherungen zu finden, in einer neuen Finanzierungsrunde 30 Mio. Dollar eingesammelt. Daneben beteiligten sich zahlreiche Bestandsinvestoren wie Blume Ventures, Sequoia Capital India und Nexus Venture Partners. Turtlemint bietet als Makler Policen in den Bereichen Kfz, Bike, Leben sowie Kranken an und arbeitet mit über 40 Versicherungsunternehmen in Indien zusammen. Eigenen Angaben zufolge hat das Start-up bereits mehr als 1,5 Mio. Kunden erreicht. Mit dem frischen Kapital möchte Turtlemint seinen Kundenstamm weiter vergrößern.

Munich Re und Porsche starten mit FlexFactory
Der Rückversicherer Munich Re, der Autobauer Porsche und dessen Beratungsfirma MHP sind mit dem Joint Venture FlexFactory gestartet. Ziel der Zusammenarbeit ist die flexible und kosteneffiziente Fertigung in der produzierenden Industrie. Die FlexFactory agiert dabei als Berater und bietet so das für den Aufbau einer flexiblen Produktion benötigte Wissen und die entsprechenden Dienstleistungen. Auf diese Weise werden Gewerbekunden befähigt, Innovationen schneller und effizienter sowie mit geringerem Kapitaleinsatz umzusetzen. Das Angebot der FlexFactory verbindet dafür die verschiedenen Kernkompetenzen der Partner: Porsche bringt sein Produktions-Know-how ein, MHP seine Expertise in der digitalen Prozessoptimierung und die Finanzierungs- bzw. Versicherungsmodelle kommen von der Munich Re.

Baloise investiert in Mobility-Start-up Ben
Der Schweizer Versicherer Baloise hat sein Ökosystem Mobility mit der Beteiligung an dem 2019 gegründeten und in Berlin ansässigen Start-up Ben Fleet Services, einem technologiebasierten Anbieter von Fahrzeugflottendienstleistungen, erweitert. Neben der Baloise beteiligte sich auch EnBW an der neuen Finanzierungsrunde, die insgesamt 5,5 Mio. Euro umfasste. Ben bietet Fuhrparkmanagern und Flottenbetreibern verschiedene und flexibel buchbare Dienstleistungen für deren Fahrzeugpool an. Über eine Schnittstelle wird das Angebot – dazu zählen Services wie zum Beispiel Vor-Ort-Reinigung, Tanken und Laden, Instandhaltung, Reparatur und Standortwechsel von Fahrzeugen – direkt in die Systeme der Kunden integriert. Die Services können für Autos, Transporter, Bus und Bahn, Fahrräder sowie E-Roller genutzt werden. Für die Baloise ist Ben nicht das erste Start-up im Bereich Mobilität. Bereits Anfang November haben der Versicherer und der Company Builder Bridgemaker mit “aboDeinauto” einen Abo-Anbieter für Gebrauchtfahrzeuge auf den deutschen Markt gebracht.

HDI beteiligt sich an den Start-ups ReSec und Troy
Der zum Talanx-Konzern gehörende HDI hat sich innerhalb von einer Woche gleich an zwei Start-ups beteiligt: Die Beteiligung am israelischen Cybersecurity-Start-up ReSec erfolgte im Rahmen einer neuen Finanzierungsrunde mit einem Gesamtvolumen von 4 Mio. Dollar. Angeführt wurde die Finanzierung vom Venture Capital Fonds QBN Capital mit Sitz in Hongkong. Weiterhin sind Disruptive Ventures aus den USA und Pico Venture Partners aus Israel beteiligt. ReSec, das Unternehmen vor dateibasierten Malware-Bedrohungen schützt, möchte das neue Kapital nutzen, seine Geschäftstätigkeit weltweit auszubauen. Daneben beteiligte sich der HDI am deutschen Inkasso-Start-up Troy. Ein einstelliger Millionenbetrag soll das Wachstum des Jungunternehmens weiter beschleunigen. Das Start-up übernimmt die Ansprache von Personen mit Zahlungsverzug und bereitet mit seiner Plattform umfängliche Hintergrundinformationen auf, etwa über welchen Kanal die Ansprache erfolgen soll. Zu den Kunden zählen Unternehmen, zum Beispiel aus der Telekommunikations- und Energiebranche. Auch der HDI möchte das Angebot zukünftig nutzen.

W&W-Gruppe nutzt Communication Cloud von flexperto
Insbesondere während der Corona-Krise ist es für Vermittler von großer Bedeutung, ihren Kunden trotz Kontaktbeschränkungen mit einer persönlichen Beratung zur Seite zu stehen. Die W&W-Gruppe stattet ihre Vermittler deswegen ab sofort mit der Software-Lösung von flexperto aus. Auf diese Weise können Kunden über die enthaltene Communication Cloud online per Audio- oder Videochat beraten und betreut werden. Darüber hinaus können Dokumente per Screesharing gemeinsam bearbeitet werden und Anträge oder Formulare können digital unterzeichnet werden. Weiterhin steht eine Online-Terminbuchungsfunktion zur Verfügung. Die Wüstenrot Bausparkasse AG als Bestandteil der W&W-Gruppe nutzt das Angebot von flexperto bereits seit September 2019.

Talanx fusioniert Scorable mit Bond IT
Die Talanx fusioniert das Start-up Scorable mit Bond IT, einem unabhängigen Anbieter von Portfolio-Technologien für Fixed-Income. An Scorable ist der Versicherer bereits seit dessen Gründung 2019 über seinen Asset Manager Ampega beteiligt. Die fusionierten Unternehmen sollen zukünftig eine integrierte Portfoliomanagement- und Researchlösung anbieten, mit der vor allem Asset Manager, Vermögensverwalter und Finanzberater den Anlageprozess vollständig automatisieren und optimieren können. Laut eigenen Angaben soll die Fusion noch bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. Mit dem Zusammenschluss sollen Scorable und Bond IT außerdem ihre internationale Reichweite noch einmal steigern können.

Getsafe erweitert sein Produktportfolio
Pünktlich zur Wechselsaison hat das InsurTech Getsafe sein Portfolio um eine digitale Kfz-Versicherung erweitert. Über das Smartphone können Kunden die neue Police abschließen, Schäden melden und den Versicherungsschutz entsprechend verwalten. Der Kunde kann insgesamt zwischen drei Tarifen wählen: Kfz-Haftpflicht ohne Kasko, mit Teilkasko oder mit Vollkasko. Für das neue Produkt arbeitet Getsafe mit iptiQ, dem B2B2C-White-Label Versicherer der Swiss Re, zusammen. Ob und wie gut die neue Versicherung bei den Kunden ankommen wird, werden die nächsten Wochen zeigen.

Root Insurance mit erfolgreichem Börsengang
Nach Lemonade ist das InsurTech Root Insurance der zweite US-Versicherer, der mit dem Versprechen von Marktdisruption durch Technologie an die Börse geht. Bei den Investoren kommt das offenbar gut an: So konnte Root Insurance seine Aktien zu einem deutlich höheren Preis als ursprünglich erwartet verkaufen und das Unternehmen wurde von den Anlegern mit 6,7 Mrd. US-Dollar bewertet. Das InsurTech setzt auf Telematik und bezeichnet klassische Kfz-Versicherungen als unfair. Root Insurance bepreist seine Tarife nach dem tatsächlichen Fahrverhalten der Kunden und bündelt seine Services in einer eigens entwickelten App.

Börsengang von Ant vorerst geplatzt
Der Börsengang des chinesischen FinTechs Ant Financial ist aufgrund von Lücken in den Offenlegungspflichten vorerst ausgesetzt. Wann und ob der IPO nachgeholt wird, bleibt abzuwarten. Für den Zahlungsdienstleister, der eine Doppelnotierung in Shanghai und Hongkong anstrebte, hatten institutionelle Investoren bereits Aktien im Volumen von 37 Mrd. Dollar gezeichnet und damit die bisherige Rekordemission des Ölgiganten Saudi Aramco übertroffen. Aramco hatte beim bislang weltweit größten Börsengang vergangenes Jahr 29,4 Mrd. Dollar eingesammelt. Mit dem IPO hätte Ant eine Bewertung von rund 315 Mrd. Dollar erreicht.

vlot erhält frisches Kapital
Das Schweizer Start-up vlot will die digitale Transformation bei Lebensversicherungen weiter vorantreiben und hat dafür in einer neuen Finanzierungsrunde 1 Mio. Franken eingesammelt. Angeführt wurde die Finanzierung vom Schweizer Risikokapitalgeber Spicehaus Partners sowie dem US-amerikanischen VC SixThirty. SixThirty nahm vlot zudem als eines von sechs Start-ups in sein Go-To-Market-Programm auf. Das frische Kapital wird es dem InsurTech erlauben, sein Produktangebot weiter auszubauen und seinen B2B-Kundenstamm – dazu gehören Versicherer, Makler, Banken und Pensionskassen – zu vergrößern.

Chubb und Munich Re entwickeln IoT-Lösung
Der Industrieversicherer Chubb hat gemeinsam mit Hartford Steam Boiler (HSB), einer Tochtergesellschaft der Munich Re, eine Sensorlösung gegen Wasserschäden entwickelt. Die neue Überwachungs- und Alarmlösung steht den Kunden von Chubb ab sofort im Rahmen einer betrieblichen Absicherung zur Verfügung und soll der Vermeidung von Wasserschäden in Gebäuden, wie bspw. Einkaufszentren, Hotels oder Geschäfts- und Verwaltungsobjekten, dienen. Erkennt das System eine mögliche Gefahr, die zu einem Wasserschaden führen könnte, sendet es eine Benachrichtigung an das Mobiltelefon des Versicherungsnehmers. Munich Re verfolgt mit der neuen Kooperation seine Vision, ein stetig wachsendes IoT-Ökosystem aufzubauen.

Scor bietet Gesundheits-App für Erstversicherer
Gemeinsam mit Fjuul bietet bietet der französische Rückversicherer Scor eine Gesundheits-App für Erstversicherer im deutschsprachigen Raum an. Die App soll Versicherte durch verschiedene Bonusprogramme zu mehr Sport motivieren und zählt dafür, mithilfe der Daten aus Smartphones und Fitness Trackern, dessen Schritte. Die gewonnenen Informationen werden anschließend auf Basis von Künstlicher Intelligenz in einen Score umgewandelt. Versicherungsunternehmen sollen die Daten helfen, Risiken in der Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung realistischer einzuschätzen und Prämien flexibler zu gestalten. Außerdem soll die App den Kundenkontakt vereinfachen. Die App kann White-Label verwendet werden und in bestehende Apps integriert werden.

Axa und ING bauen Kooperation aus
Die Axa und die Direktbank ING erweitern ihre seit 2018 bestehende Kooperation für den Versicherungsvertrieb. Ab sofort können die Inhaber eines Girokontos bei der Direktbank Haftpflicht-, Hausrat- und Gebäudepolicen direkt über das Onlinebanking-Portal abschließen und verwalten. Die Vorteile dieser Kooperation liegen auf der Hand: Axa erhält Zugriff auf die Kunden der ING, die ING kann ihren Kunden noch mehr Produkte aus einer Hand anbieten. Zuvor starteten beide Partner eine Zusammenarbeit im Bereich Baufinanzierung sowie im optionalen Kreditschutz für Konsumentenkredite. Weitere Versicherungslösungen befinden sich bereits in Planung.

Helvetia investiert erneut in Chargery
Die Helvetia beteiligt sich über ihren Venture Fund bereits zum dritten Mal am Berliner Mobilitäts-Start-up Chargery. Neben dem Versicherer investierte auch Lead Ventures aus Budapest. Insgesamt konnte Chargery in der aktuellen Finanzierung somit 5 Mio. Euro einsammeln. Mit einer Kombination aus Services, intelligenter Software und eigenen Infrastrukturlösungen ermöglicht das Start-up effiziente und nachhaltige Lösungen im Shared Mobility-Bereich. Akteure wie Sixt Share und Share Now nutzen die Angebote des Unternehmens bereits. Chargery ist in mehr als 13 Städten in 4 verschiedenen Ländern aktiv. In den kommenden Monaten plant Chargery mit dem frischen Kapital in weitere Länder zu expandieren.

VHV wird Mehrheitseigner von Eucon
Die VHV-Gruppe setzt ihre Digitalisierungsstrategie fort und übernimmt mit 75 Prozent mehrheitlich die Anteile am Unternehmen Eucon. Eucon ist Spezialist für die Bereiche Kfz und Real Estate und bietet zum Beispiel eine digitale Preisinformationsplattform für Autoersatzteile. Zu den Kunden zählen Automobilhersteller und -zulieferer sowie Werkstätten. Für Kfz-Versicherer digitalisiert Eucon zudem das Schadenmanagement und entwickelt digitale Lösungen für die Daten- und Dokumentenverarbeitung. Trotz Mehrheitsbeteiligung durch die VHV bleibt Eucon als eigenständiges Unternehmen bestehen und wird als offene Plattform auch anderen Versicherern zur Verfügung stehen.

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