InsurTech-Update Januar

Neodigital und MSK entwickeln Telematik-Tarif
Der Kfz-Versicherungsmarkt ist seit jeher ein hart umkämpfter Markt. Im Bereich der Telematik-Angebote dominieren die Branchenriesen Allianz und HUK den Markt. Aber schon bald könnten weitere Player oben mitmischen. Das aktuarielle Beratungshaus MSK und der Digitalversicherer Neodigital haben sich zusammengetan, um noch zur diesjährigen Kfz-Wechselsaison einen Telematik-Tarif auf den Markt zu bringen. Das Angebot soll als „Telematics-as-a-Service“ auch anderen Versicherern zur Verfügung stehen. Damit dies aber überhaupt möglich ist, muss Neodigital erst noch eine BaFin-Zulassung für die Kfz-Sparte erhalten.

Lemonade startet mit Risikolebensversicherungen
Der US-Versicherer Lemonade erweitert sein Produktportfolio und bietet seit vergangenem Dienstag auch Risikolebensversicherungen an. Zunächst ist das Angebot ausschließlich in den USA verfügbar, dies soll sich aber schon bald ändern. In Europa ist Lemonade bereits in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden aktiv und bietet dort Hausrat- und Haftpflichtversicherungen an. Diese können vollständig digital abgeschlossen werden. Bei den neuen Risikolebenspolicen kommt die Deckung nicht von Lemonade selbst, sondern von der North American

Frisches Kapital für Clark und YAS.life
Der digitale Versicherungsmanager Clark hat in seiner jüngsten Finanzierungsrunde Kapital in Höhe von 69 Mio. Euro eingesammelt. Leadinvestor war der chinesische Internetkonzern Tencent, ebenso beteiligten sich die bestehenden Investoren Portag3 Ventures, White Star Capital und Yabeo sowie der Company Builder Finleap. Mit dem frischen Geld möchte das Start-up u.a. seine Kundenzahl und Markenbekanntheit durch verstärkte Werbung steigern. Neben Clark hat auch YAS.life eine neue Finanzierung erhalten. Das Berliner HealthTech konnte insgesamt 2,8 Mio. Euro einsammeln. Hauptgeldgeber war die Deutsche Rück, aber auch IBB Ventures sowie einige Business Angels haben sich beteiligt. Mit dem Geld soll nach eigenen Angaben das Wachstum weiter beschleunigt werden. YAS.life bietet eine Fitness-App, mit der Nutzer Prämien für körperliche Aktivität, gesunde Ernährung und Vorsorge erhalten können.

Digit Insurance steigt zum Unicorn auf
Wefox in Deutschland, Doctolib in Frankreich und Oscar in den USA; Unicorns gibt es bereits einige in der Welt der InsurTechs. Mit Digit Insurance, das 2017 von Kamesh Goyal gegründet wurde, hat in Indien jetzt ein weiteres Start-up die magische Grenze der Bewertung von 1 Mrd. US-Dollar erreicht. Das gab das Unternehmen bekannt, nachdem bestehende Investoren wie A91 Partners, Faering Capital und TVS Capital investiert haben. Die Gesamtbewertung des Start-ups beläuft sich derzeit auf 1,9 Mrd. US-Dollar. Digit Insurance bietet als digitaler Versicherer Policen sowohl im Komposit- als auch im Krankenbereich an. Das InsurTech nutzt eine cloudbasierte Technologie, um die Prozesse für seine Kunden möglichst zu vereinfachen. Rückversichert wird das Start-up vom kanadischen Versicherer Fairfax.

Neue Eigentümer für grün versichert
Das Thema Nachhaltigkeit gewinnt auch in der Versicherungswirtschaft immer mehr an Bedeutung. Dabei reichen die Ansätze von der Kapitalanlage nach ESG-Kriterien bis hin zum Angebot “grüner” Versicherungspolicen, die bspw. die Anschaffung energieeffizienter Geräte honorieren. Wie jetzt bekannt wurde, hat die Ostangler Brandgilde VVaG gemeinsam mit dem Versicherungsmakler Greensurance das Start-up grün versichert erworben. grün versichert ist auf die Vermittlung nachhaltiger Versicherungspolicen spezialisiert, dazu gehören Sachversicherungen wie Privathaftplicht und Hausrat, aber auch Auslandskrankenversicherungen. Die Käufer wollen mit der Übernahme eigenen Angaben zufolge ihre Nachhaltigkeitsstrategie weiter vorantreiben.

Wefox hat “heimlich” Kapital aufgenommen
Wie kürzlich bekannt wurde, hat das Berliner InsurTech Wefox bereits im September letzten Jahres rund 100 Mio. Euro in einer neuen Finanzierungsrunde eingesammelt. Die Finanzierungsrunde setzte sich zusammen aus einem Kredit über 25 Mio. Euro und einem Wandeldarlehen i.H.v. 75 Mio. Euro. Zu den Investoren gehörte u.a. ein US-Fonds mit dem Namen Harbert Management Corporation, der nach eigenen Angaben mehr als sieben Mrd. US-Dollar verwaltet. Wefox hat diese Informationen aber bisher weder offiziell bestätigt noch dementiert. Schon jetzt gilt Wefox als das am höchsten bewertete InsurTech im deutschsprachigen Raum.

Helvengo steht vor Marktstart in der Schweiz
Mit dem Start-up Helvengo, das von den drei ehemaligen Wefox-Mitarbeitern Vedran Pranjic, Benedikt Andreas und Felix Huemer gegründet wurde, startet in der Schweiz ein neuer Anbieter für Gewerbeversicherungen. Im Fokus stehen kleine und mittelständische Unternehmen sowie Freelancer und Start-ups. Zum Start werden Betriebs- und Berufshaftpflichtpolicen angeboten, später soll das Angebot durch Rechtsschutz- und Cyberversicherungen erweitert werden. Der Risikoträger ist der Spezialversicherer Markel Insurance SE und für den Vertrieb arbeitet das Start-up mit verschiedenen Maklern zusammen. Helvengo hat große Pläne für 2021: Noch in diesem Jahr soll die Geschäftstätigkeit auf Deutschland und Österreich ausgeweitet werden.

Oscar plant Börsengang
Auch der digitale US-Krankenversicherer Oscar hat große Pläne für das Jahr 2021: Wie das Unternehmen bekannt gab, wurden die für einen Börsengang notwendigen Dokumente bei der Aufsichtsbehörde SEC eingereicht. Weitere Details sind bisher noch nicht bekannt. Die jüngste Bewertung von Oscar beläuft sich auf ca. 3,2 Mrd. US-Dollar. Kurz vor der Bekanntgabe des geplanten IPOs hat der US-Versicherer noch eine neue Finanzierungsrunde in Höhe von 140 Mio. US-Dollar abschließen können. Hauptgeldgeber war die Investmentfirma Tiger Global Management, ebenso haben sich u.a. Dragoneer, Founders Fund, Khosla Ventures und Lakestar an der Finanzierung beteiligt.

Ant Group soll Geschäftmodell ändern
Anfang November wollte die Ant Group den Gang auf das Börsenparkett wagen – aber daraus wurde nichts. Der IPO musste aufgrund neuer Beschränkungen bei der Online-Kreditvergabe kurzfristig abgesagt werden. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass ein Börsengang auch im Jahr 2021 immer unwahrscheinlicher wird. Die chinesische Zentralbank fordert von Ant die Überarbeitung des Geschäftsmodells bei Kreditvergabe, Versicherungen und Vermögensverwaltung. Angefangen hatte das Unternehmen damals als Anbieter von Zahlungsdienstleistungen. Weiterhin kritisierte die Zentralbank die zu große Marktmacht des Start-ups, die den Wettbewerb in China schädige.

BaFin verschärft Regeln für Versichererlizenz
Die BaFin hat die Hürden für neue Digitalversicherer erhöht. Grund dafür ist u.a. das oftmals zu geringe Eigenkapital der InsurTechs. Zudem verstärkt die Corona-Pandemie die Gefahr, bereits nach kurzer Zeit illiquide zu sein. Künftig erwartet die BaFin daher einen höheren Organisationsfonds, der als Kapitalstock für immaterielle Investitionen sowie für den Aufbau von Verwaltung und Vertreternetz dient. Abgedeckt sein müssen dann alle prognostizierten Verluste von der Gründung bis zum Erreichen der Gewinnzone. Insgesamt gibt es in Deutschland bereits neun InsurTechs, die eine BaFin-Lizenz erhalten haben und somit als digitale Vollversicherer agieren können. Ausführliche Informationen zu den Geschäftsmodellen sowie einer Analyse der Jahresabschlusskennzahlen der Digitalversicherer erhalten Sie in unserem InsurTech-Report „Digitale Versicherer“, der im Februar 2021 erscheint.

1&1 forciert Versicherungsvertrieb über Web.de und GMX
Der Internetkonzern 1&1 bietet über seine E-Mail-Portale Web.de und GMX bereits Preisvergleiche für Strom-, Gas- und Mobilfunkverträge an und leistet Unterstützung beim Anbieterwechsel. Auch eine digitale Assistenzfunktion für Versicherungen ist bereits verfügbar. Diese soll nun erweitert werden: Angeboten werden Verträge für Autoversicherungen, Haftpflicht, Hausrat und Zahnzusatz von Element, Ergo und FRIDAY. Zudem besteht eine neue Kooperation mit dem InsurTech Asuro. Die Kunden können so auf einen Policen-Vergleichsrechner u.a. für Smartphones, E-Scooter und Risikoleben zugreifen und digital ein Maklermandat vereinbaren. Mit dem erweiterten Angebot möchte 1&1 den Vergleichsportalen wie Check24 Konkurrenz machen.

HDI übernimmt Community Life
Die HDI Leben AG hat Community Life, ein 2013 gestartetes Versicherungsportal für Risikolebens- und Berufsunfähigkeitsversicherungen, mehrheitlich übernommen. Die bisherigen Mitarbeiter und beide Geschäftsführer des InsurTechs bilden mit der HDI Leben AG ein gemeinsames Team, rechtlich und operativ bleibt das Unternehmen jedoch selbstständig. Die Partner wollen in der Produktentwicklung zusammenarbeiten; bereits im dritten Quartal 2021 soll ein neues Biometrie-Produkt an den Markt gehen. Dies soll zudem White-Label für weitere Kooperationspartner zur Verfügung stehen. Der Versicherer verspricht sich mit der Übernahme vor allem einen stärkeren Zugang zum digitalen Markt; d.h. zu Direktkunden und Vertriebspartnern sowie zum digitalen Plattformgeschäft.

Finleap lagert Services für Start-ups aus
Der Berliner Company Builder Finleap baut seine internen Strukturen weiter um. Neu gegründet wurde mit Kuno nun eine GmbH, in die Finleap seine Backoffice-Angebote auslagert. Bisher standen diese Serviceangebote rund um die Bereiche Finanzen, Buchhaltung und Personalmanagement nur den Start-ups aus dem eigenen FinTech-Ökosystem bereit. Mit der Auslagerung sollen die Dienstleistungen jetzt auch anderen kleinen und mittelständischen Unternehmen aus dem Digitalbereich offenstehen. Die Geschäftsführung von Kuno übernimmt Finleaps bisherige Vice President of Finance Katharina Jung. Der schrittweise Umbau von Finleap begann bereits vor zwei Jahren, als der Company Builder mehrere eigene Ventures, dazu gehören u.a. Finreach und Figo, in ein neues B2B-FinTech namens Finleap Connect zusammenführte.

Scor und CyberCube entwickeln Cyber-Tool
Cyber-Bedrohungen zählen zu den größten Risiken des 21. Jahrhunderts. Wie jetzt bekannt wurde, hat der französische Rückversicherer Scor gemeinsam mit dem kalifornischen Start-up CyberCube ein neues Tool für das Cyber-Risikomanagement entwickelt. Das Tool ist bei Scor seit 1. Januar im Einsatz. Integriert wurde es in die hauseigene CAT-Plattform zur Modellierung von Katastrophen. Durch die Erweiterung hilft die Plattform neben dem Management von Schadenhäufungen durch Naturkatastrophen nun auch beim Umgang mit Kumulgefahren im Cyberbereich.

Whatsapp steigt ins Versicherungsgeschäft ein
Im November 2020 hat der zu Facebook gehörende Messenger-Dienst WhatsApp mit WhatsApp Pay einen eigenen mobilen Bezahldienst in Indien gestartet. Dass dies erst der Anfang war, zeigt jetzt der Einstieg in das Versicherungsgeschäft. Über die Chat-Funktion des Messengers sollen zukünftig Krankenversicherungen sowie gesetzliche Mikro-Rentenversicherungen angeboten werden. WhatsApp kooperiert dafür mit dem indischen Versicherer SBI General und dem Pensionsfonds HDFC Pension. Ziel ist es, eine Absicherung unabhängig von Standort und Einkommen bereitzustellen. Für 2021 plant der Messenger-Dienst zudem sein Leistungsangebot in den Bereichen Handel, Finanzen, Bildung und Soziales in Indien weiter auszubauen.

Joint Venture Haven Health vor dem Aus
2018 haben Amazon, Berkshire Hathaway und JP Morgan Chase mit Haven Health ein Joint Venture im Bereich betrieblicher Gesundheitsversorgung gegründet. Ziel war es, die Gesundheitsversorgung der 1,5 Mio. Mitarbeiter der drei Unternehmen zu bündeln und zu vereinfachen. In den letzten drei Jahren wurden so neue Lösungen untersucht und erprobt, beispielsweise um den Zugang zur Grundversorgung zu erleichtern und Versicherungsleistungen einfacher zu gestalten. Nun vermeldete Haven Health für Ende Februar 2021 das Aus. Als Gründe wurden u.a. die zu komplizierte Struktur des Joint Ventures und der zu unterschiedliche Aufbau der Konzerne angeführt.

UnitedHealth kauft Change Healthcare
Der US-Krankenversicherer UnitedHealth übernimmt für einen Milliardenbetrag den in Nashville ansässigen Gesundheitsdaten-Dienstleister Change Healthcare. Das gaben beide Unternehmen am Mittwoch bekannt. Der Preis liegt bei 25,75 US-Dollar pro Aktie, dies entspricht einer Gesamtsumme in Höhe von 7,8 Mrd. US-Dollar. Change Healthcare betreibt Daten- und Abrechnungssysteme für das Gesundheitssystem der USA. Diese Systeme sollen nun mit den Dienstleistungen der UnitedHealth-Tochter Optum zusammengeführt werden. Der Kauf soll in der zweiten Jahreshälfte abgeschlossen sein, bis dahin müssen noch die Aktionäre von Change Healthcare sowie die Aufsichtsbehörden zustimmen.

Generali und Accenture schließen Joint Venture in Italien
Die Generali möchte ihre digitale Transformation auch in 2021 vorantreiben. Dazu hat der Versicherer in Italien ein Joint Venture namens Group Operations Service Platform (GOSP) mit Accenture geschlossen. Accenture hält fünf Prozent und stellt ein Team bestehend aus 40 Experten aus den Bereichen Cloud, Künstliche Intelligenz und Big Data zur Verfügung. Ziel des Joint Ventures ist die Einführung eines cloudbasierten Geschäftsmodells, um die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Geschäftsbereichen, wie z.B. Vertrieb und Kundenverwaltung, des Versicherers zu erleichtern. Langfristig sollen dadurch die Effizienz verbessert, Kosten eingespart und die Servicequalität erhöht werden.

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