InsurTech-Update Dezember

Lemonade setzt Expansion in Europa fort
Nach Deutschland (Juni 2019) und den Niederlanden (April 2020) hat der digitale US-Versicherer Lemonade einen weiteren europäischen Markt betreten. Verbraucher mit Wohnsitz in Frankreich können ab sofort eine Hausrat- und Gebäudeversicherung für ihre Immobilie sowie ihr Hab und Gut abschließen. Die Versicherung bietet dabei die gewohnten Vorteile von Lemonade, u.a. eine schnelle Erstattung im Schadenfall und das jährliche Giveback an Wohltätigkeitsorganisationen. Mit dem Start-up Luko, dessen Angebot große Parallelen zu dem von Lemonade aufweist, hat der US-Versicherer aber starke Konkurrenz in Frankreich. Mittelfristig plant Lemonade die Expansion in weitere europäische Länder.

Frisches Kapital für Getsafe und simplesurance
Das Heidelberger InsurTech Getsafe hat eine neue Finanzierung von insgesamt 24,8 Mio. Euro erhalten. Angeführt wurde die Series-B Finanzierungsrunde von IptiQ, einer Tochter der Swiss Re. Auch die Altinvestoren Earlybird, Btov und Capnamic aus Berlin sowie Commerz Ventures, das Investmentvehikel der Commerzbank, beteiligten sich. Mit dem neuen Kapital will das InsurTech in weitere europäische Länder expandieren, zuletzt war Getsafe in den britischen Markt eingestiegen. Mit IptiQ hat das Start-up erst im November eine neue Autoversicherung gestartet. Weiterhin bietet Getsafe Versicherungen für Hausrat und Rechtsschutz an. Neben Getsafe hat auch simplesurance eine neue Finanzierung abgeschlossen und ein Wandeldarlehen in Höhe von 15 Mio. Euro erhalten. Angeführt wurde die Investition von der Allianz X, die als strategischer Gesellschafter des Start-ups aktiv ist. Mit dem Kapital soll die Zusammenarbeit von Allianz und simplesurance intensiviert sowie die Expansion von simplesurance auf den bestehenden Märkten in Europa und Japan vorangebracht werden.

Clark gibt White Label-Geschäft auf
Bereits im Oktober hat Clark-Chef Christopher Oster einen Strategiewechsel des Frankfurter Start-ups angekündigt. Nun ist es soweit: Clark bietet den Finanzinstituten seine Versicherungstechnologie nicht mehr als White Label-Lösung an, sondern will sich auf seinen Versicherungsmanager konzentrieren. Mit der Clark-App können Kunden ihre Versicherungen verwalten und optimieren. So schlägt die App bspw. passende Tarife zum Abschluss vor. Wie bekannt wurde, wird das White Label-Geschäft von Clark aber nicht vollständig eingestampft, sondern soll von einem nicht bekannten Käufer fortgeführt werden.

One expandiert in die Schweiz
Der Digitalversicherer One, ein Tochterunternehmen der wefox Gruppe, hat die Lizenz zum Vertrieb von Auto- und Haftpflichtversicherungen in der Schweiz erhalten. In einer ersten Phase möchte das Start-up ausschließlich Kfz-Policen über die Berater seiner Schwestergesellschaften wefox und SAM Versicherungen anbieten. Nach Abschluss eines Vertrags soll der Versicherungsnehmer seine Geschäfte, wie etwa eine Schadenmeldung, mit der Unterstützung eines Chatbots rein digital abwickeln. Den Rückversicherungsschutz bietet die Munich Re. Eine Privathaftpflicht soll im nächsten Jahr folgen, später auch eine Hausrat- und Tierhalterversicherung. Laut CEO Oliver Lang ist das Ziel, bis Ende des kommenden Jahres 30.000 Neukunden zu gewinnen.

Neodigital und Kasko entwickeln Handy-Versicherung
Erst kürzlich ist Milliardär und PayPal-Gründer Peter Thiel bei Neodigital eingestiegen, nun hat das InsurTech auch einen neuen Kooperationspartner für sich gewinnen können: Ab sofort bietet Neodigital gemeinsam mit dem in London ansässigen Start-up Kasko eine digital abschließbare Handy-Versicherung an. Die neue Police wurde von Neodigital entwickelt und ist modular aufgebaut. So kann diese beliebig um weitere Bestandteile, z.B. eine Laptop-Versicherung, ergänzt werden. Kasko liefert die Vertriebsplattform und hat sich zudem um eine Back-End-Integration gekümmert, mit der die Verträge in Echtzeit an Neodigital übermittelt werden.

IDnow holt sich weitere 15 Mio. und legt Geschäftszahlen offen
Mit der Software des 2014 gegründeten und in München ansässigen FinTechs IDnow können sich Nutzer per Video-Telefonie ausweisen und so zum Beispiel ein Bankkonto eröffnen. Nun hat sich IDnow frisches Geld besorgt: Die Europäische Investitionsbank hat ein Darlehen in Höhe von 15 Mio. Euro bereitgestellt. Die neuen finanziellen Mittel sollen laut Angaben von IDnow in die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten sowie in die internationale Expansion nach Großbritannien und Frankreich gesteckt werden. Zudem hat das Unternehmen seine Geschäftszahlen offengelegt; so stand Ende 2019 ein Jahresfehlbetrag von rund 7,8 Mio. Euro zu Buche – eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr. Somit gilt IDnow weiter als hochdefizitär.

IKEA-Versicherungen bald auch in Deutschland? 
Bereits seit Anfang des Jahres verkauft der Möbelriese IKEA in Kooperation mit iptiQ, eine Tochter der Swiss Re, Versicherungsprodukte in der Schweiz und in Singapur. In der Schweiz handelt es sich um eine Kombination aus Hausrat- und Privathaftpflicht mit dem Namen “Hemsäker“. Der Schutz ist online verfügbar und jederzeit ohne Frist kündbar. Nun verdichten sich die Anzeichen, dass IKEA auch den deutschen Versicherungsmarkt betreten und hierzulande den klassischen Versicherern Konkurrenz machen möchte. Die genaue Planung, u.a. wann der Startschuss für das neue Angebot fallen soll, ist allerdings noch offen. Laut Schertzinger, CEO von iptiQ, ist Europa für IKEA ein wichtiger Markt im Bereich Versicherungen.

Helvetia investiert in Freshurance
Die Helvetia hat sich über ihren Venture Fund am spanischen InsurTech Freshsurance beteiligt. Das Start-up hat mit Cobertoo eine Peer-to-Peer-Handyversicherung für den spanischen Markt lanciert, die insbesondere Millennials und die Generation Z ansprechen soll. Mit dem frischen Kapital will Freshurance das Marketing ausbauen und das Produkt technisch weiterentwickeln. Die Helvetia verspricht sich von ihrem Investment Erkenntnisse zur Akzeptanz eines Peer-to-Peer-Modells, zum Versicherungsverhalten jüngerer Generationen sowie zum spanischen InsurTech-Markt. 2018 hat Freshurance am Accelerator-Programm des Startupbootcamps in Amsterdam teilgenommen und wurde als innovativstes InsurTech ausgezeichnet.

Talanx verkauft Versicherungen über Deutsche Bank
Die Talanx und die Deutsche Bank haben ihre bestehende Partnerschaft erweitert. Ab dem Jahr 2023 können die Privatkunden des Kreditinstituts ihre Konsumenten- und Hypothekenkredite beim Talanx-Konzern absichern. Die Vereinbarung gilt auch für die zur Deutschen Bank gehörende Postbank und die BHW Bausparkasse. Die Kooperation soll insgesamt über zehn Jahre laufen. Zu finanziellen Details haben sich die Parteien nicht geäußert. Erst im September hatte die Deutsche Bank ihre Zusammenarbeit mit der Zurich im Bereich Lebens- und Sachversicherungen bis ins Jahr 2032 verlängert.

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