In guten wie in schlechten Zeiten: Die Imagewirkungen der Corona-Krise auf die Versicherungswirtschaft

Wird in der Öffentlichkeit über die Folgen der Corona-Krise debattiert, gehören neben allen Auswirkungen, die COVID-19 auf die Gesundheit der Bevölkerung hat, auch die einschneidenden Folgen auf die Wirtschaft zu den Themen, die die täglichen Nachrichten bestimmen. Es ist die Rede von Umsatzeinbußen in nahezu allen Wirtschaftszweigen, von Kurzarbeit bis hin zu Geschäftsaufgaben.

Auch die Versicherungswirtschaft ist in vielfältiger Weise von den Auswirkungen der Corona-Krise betroffen. So sind Versicherer die größten Kapitalanleger Deutschlands und mithin von den Entwicklungen der Kapitalmärkte abhängig; sie sind große, überregionale Arbeitgeber und auf diese Weise auf personeller Ebene von den Effekten der Krise betroffen, und sie sind vor allem eins: Produzent und Anbieter von Versicherungsschutz – einem hohen Gut insbesondere in Krisenzeiten wie diesen. Und so wirkt sich eine derartige Krise eben nicht „nur“ in den bereits genannten Bereichen auf die Versicherungswirtschaft aus; die Corona-Krise hat mittelbar auch Auswirkungen auf das Image der Branche. Dieser Aussage stimmt die Hälfte der in der Studie befragten Häuser zu, 43 % sind diesbezüglich unentschieden. Nur zwei der insgesamt 30 Versicherungsunternehmen sehen eher keine Auswirkungen auf das Branchenimage. Diejenigen Befragten, die zustimmend oder mit „teils teils“ antworteten, wurden um eine Begründung gebeten. Mit Blick auf die Antworten wird deutlich, dass eine mögliche negative Imagewirkung vor allem im Zusammenhang mit den Diskussionen um die Betriebsschließungsversicherung gesehen wird, in deren Rahmen debattiert wird, ob Versicherer im Falle der staatlich angeordneten Betriebsschließungen leistungspflichtig sind oder nicht. „Das Thema Betriebsschließungsversicherung hat das Potenzial zu einem „Dieselgate” der Branche“ zu werden, so einer der Befragten. Während einige Versicherer anstandslos zahlen (müssen), verweigern viele Häuser die Leistung. Beruht dies auf konkreten Ausschlüssen, ist das sicher richtig, oftmals sind die Versicherungsbedingungen jedoch auch nicht hinreichend eindeutig formuliert und lassen Interpretationsspielräume offen. Gerade dann sind erhebliche Imagewirkungen die Folge, die durch eine unklare und teils falsche Darstellung in den Medien (mangelnde Abgrenzung von Betriebsschließung und Betriebsunterbrechung) noch befeuert wird.

Die Gefahr einer damit einhergehenden negativen Imagewirkung für die Branche kann aus Sicht der Studienteilnehmer aber ebenso in eine positive Wirkung umgekehrt werden, nämlich dann, wenn die Versicherungsunternehmen unbürokratisch regulieren und ihre Leistungsversprechen einhalten. Dabei wird verlässliches und faires Agieren der Versicherer nicht nur im Rahmen ihrer Regulierungspraxis als ein wichtiger Indikator für ein positives Branchenimage gesehen, sondern ebenso der allgemein solidarische Umgang mit den Versicherungskunden. Von diesen sind beispielsweise nicht wenige im Zuge der Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Das betrifft sowohl den Gewerbekunden, der gegebenenfalls als Arbeitgeber auch von einer Betriebsschließung betroffen ist, als auch den Privatkunden, der eventuell in Kurzarbeit tätig ist und somit auf Teile seines Einkommens verzichten muss. In diesem Zusammenhang betonen die Befragten, wie wichtig es sei, möglichst flexibel auf finanzielle Probleme der Versicherungsnehmer einzugehen und heben dabei die Möglichkeiten der Beitragsstundungen hervor.

Richtungsweisend für das künftige Image der Versicherungsbranche vor dem Hintergrund der Corona-Krise ist darüber hinaus, ob Versicherer beispielsweise an sozialen Projekten oder Hilfsinitiativen vor Ort teilhaben. Ein Fünftel der Studienteilnehmer beteiligt sich bereits an finanziellen Hilfsmaßnahmen, wie zum Beispiel Hilfsfonds, vier Unternehmen planen eine solche Beteiligung. Genauer nachgefragt gaben die Häuser an, vor allem Spenden zu leisten, unter anderem an institutionell unterstützte Organisationen oder die unternehmenseigene Stiftung. Aber auch die Einrichtung eines Härtefonds für durch Allgemeinverfügung geschlossene Betriebe, Kochen für die städtische Tafel oder die Anschaffung von Schutzkleidung für Krankenhäuser zählten die Studienteilnehmer als Beispiele für durchgeführte Hilfsmaßnahmen auf.

„In guten wie in schlechten Zeiten“ – Worte, die sich Paare als Teil ihres Ehegelöbnisses sagen, die sich besser denn je aber auch auf die Beziehung zwischen Versicherungsunternehmen und ihren Kunden projizieren lassen. In der Krise zeigt sich, wie viel das in guten Zeiten gegebene Leistungsversprechen wirklich wert ist. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für die Assekuranz, die Gelegenheit beim Schopfe zu packen und sich als zuverlässiger, leistungsfähiger und lösungsorientierter Partner an der Seite ihrer Kunden zu positionieren.