#fredwagner mit Dr. Patrick Fiedler

Die neue Folge #fredwagner gewährt Einblicke in die Dynamik zwischen industriellen Versicherungsnehmern und ihren Versicherern: Prof. Dr. Fred Wagner spricht mit Dr. Patrick Fiedler, dem Vorsitzenden des Gesamtverbands der versicherungsnehmenden Wirtschaft (GVNW) über das Verhältnis der Industriekunden zur Versicherungswirtschaft, die wachsende Bedeutung von Captives und die Rolle des Risikomanagements in der Industrie.

Das Verhältnis zur Versicherungswirtschaft: Partnerschaft oder Konfrontation?

Dr. Fiedler betont in dem Interview, dass der GVNW sowohl großen Konzernen als auch dem Mittelstand Unterstützung bietet. Größere Unternehmen haben oft spezifische Anforderungen, während mittelständische Unternehmen, die nicht über eigene Versicherungsexperten verfügen, in Versicherungsfragen Unterstützung benötigen.

“Der Verband kann hierbei helfen, diese Lücke zu füllen oder zu ergänzen, manchmal sogar anstelle von Maklern, je nach konkreter Fragestellung”, so Dr. Fiedler.

Die zentrale Frage, ob der GVNW und die Versicherungswirtschaft Partner sind oder sich gegenüberstehen, wird von Dr. Fiedler klar beantwortet:

“Der Markt, der von Vertrauen geprägt ist, funktioniert nur, wenn man miteinander und nicht gegeneinander agiert.”

Trotz dieser klaren Positionierung zur Partnerschaft gibt Dr. Fiedler zu, dass es aktuelle Streitthemen gibt. Er identifiziert das übergeordnete Problem in einem “Mangel an Risikobereitschaft” seitens der Versicherer. Er verweist auf aktuelle Risiken wie territoriale Ausschlüsse im Ukraine-Krieg, fehlende Kapazitäten im Rückversicherungsmarkt im Zusammenhang mit Naturkatastrophen und unzureichende Cyber-Kapazitäten. Für Dr. Fiedler liegt die zentrale Herausforderung darin, dass Versicherer oft versuchen, Risiken zu vermeiden, anstatt innovativ und intelligent mit ihnen umzugehen.

Wagner zitiert Dr. Fiedler mit vergangenen Aussagen, dass es den Industrieversicherern an Risikobereitschaft und Geschäftswillen fehle und ihre Relevanz abnehme. Dr. Fiedler bestätigt dies und verweist auf eine Studie von McKinsey, die die schwindende Relevanz der Versicherer hervorhebt. Er betont: “Die gesellschaftliche Aufgabe des Versicherers besteht darin, Risiken zu beziffern und transferierbar zu machen. Je weniger dies gelingt, desto weniger wird diese gesellschaftliche Aufgabe erfüllt.

Risikomanagement, Captives und Extremus: Schlüsselthemen in der Versicherungsbranche

Dr. Fiedler beleuchtet auch das Thema der konzerneigenen Versicherungsunternehmen, bekannt als Captives. Diese dienen als Puffer zwischen dem Risikotransfer zum Markt und den Risiken, die ein Unternehmen in seiner eigenen Bilanz trägt.

“Captives haben für mich eine Ventilfunktion”, betont er.

Sie sind insbesondere für große und komplexe Unternehmen von Bedeutung, um die Risikotragung im Konzern effizient zu steuern und zu vereinheitlichen. Das regulatorische Umfeld, geprägt durch Solvency II und europarechtliche Regularien, birgt jedoch nationale Unterschiede, die besondere Aufmerksamkeit erfordern. Hier sieht Dr. Fiedler eine wichtige Rolle für den GVNW, um im Dialog mit der BaFin Themen wie das Proportionalitätsprinzip zu adressieren.

Abschließend thematisiert Prof. Dr. Wagner das Risikomanagement in Unternehmen. Oft nur als „Cost Center“ betrachtet, wird dessen Nutzen in vielen Unternehmen unterschätzt. Dr. Fiedler stellt klar, dass es kein einheitliches Rollenbild für das Risikomanagement gibt, da es unterschiedliche Funktionen und Zuständigkeiten in Unternehmen gibt. Während das Risikomanagement in der Banken- und Versicherungsbranche gesetzlich vorgeschrieben ist, hat es in der Industrie nicht denselben Stellenwert. Trotzdem betont Dr. Fiedler die wachsende Bedeutung des Risikomanagements, insbesondere vor dem Hintergrund neuer regulatorischer Anforderungen und der Notwendigkeit, Entwicklungen wie Klimarisiken zu berücksichtigen.

Ansehen können Sie sich das gesamte Interview mit Herrn Dr. Fiedler hier: