Frauen und Führung – ein Blick auf die Versicherungswirtschaft

Die Zahlen der AllBright Stiftung zeigen zugleich, dass deutsche Konzerne in der Krise ihre Führungsetagen, nicht nur verkleinert, sondern auch auf „Altbewährtes“ – also auf Männer gesetzt haben. So ist der Anteil der Frauen bei den 30 DAX-Unternehmen, nicht wie sonst gestiegen, sondern sank um 2 Prozentpunkte auf 12,8 Prozent. Als einzige DAX-Unternehmen sind bei der Allianz, bei Daimler, der Deutschen Telekom und Fresenius Medical Care mehr als eine Frau im Vorstand. Aber auch die vier genannten Unternehmen konnten die Zielmarke von 30 Prozent Frauenanteil im Vorstand nicht erreichen.3 In den USA, Schweden, Frankreich und Großbritannien sind Vorstände mit mindestens zwei Frauen hingegen längst die Norm.

Aber wie schaut es bei anderen Versicherungsunternehmen aus? Was hat sich in den Führungsetagen der Häuser getan und mit welchen Maßnahmen unterstützen diese die Förderung von Frauen in Führungspositionen?

Laut DIW betrug der Frauenanteil in den Vorständen großer deutscher Versicherungsunternehmen im Jahr 2020 11,8 Prozent. Wenn man bedenkt, dass der Anteil 2006 noch bei 2,5 Prozent lag ist das zwar eine deutliche Verbesserung, dennoch liegt der Anteil nach wie vor deutlich unter dem Zielwert. Im Herbst 2020 wurden gerade einmal zwei Vorstände (gut 3 Prozent) von Frauen angeführt. Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 60 größten Versicherungsunternehmen stieg von knapp 22,2 Prozent auf 24,3 Prozent, bei den Aufsichtsratsvorsitzenden stieg der Anteil von knapp zwei auf fast sieben Prozent (vier Frauen statt eine im Jahr zuvor). Die Tendenz ist zwar steigend, jedoch muss hinzugefügt werden, dass die verbindliche Geschlechterquote in Aufsichtsräten ihren Teil dazu beiträgt.4

Um diesen Trend weiter auszubauen und zu fördern, hat das Bundeskabinett am 6. Januar 2021 im Rahmen des zweiten Gesetzes für die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern in Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst (FüPoG) eine gesetzlich verbindliche Mindestbeteiligung von einer Frau im Vorstand börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen beschlossen. Die Regelung sieht vor, dass in Unternehmen, für die bereits die verbindliche Geschlechterquote von 30 Prozent im Aufsichtsrat gilt, mindestens ein Vorstandsposten mit einer Frau besetzt werden muss, sofern der Vorstand mehr als drei Mitglieder hat.

Aber zurück zur Versicherungsbranche. Bei der Allianz SE sitzen aktuell drei Frauen im Vorstand. Das ist zumindest ein Anstieg im Vergleich zu 2019. Gleiches bei der AXA, in deren Vorstand aktuell zwei Frauen zu finden sind. Bei der Munich Re hat sich mit einer Frau im Vorstand seit zwei Jahren nichts geändert. Die ERGO Group AG hingegen hat nach wie vor keinen Vorstandposten mit einer Frau besetzt.

Die Gothaer hat das Problem erkannt und sich im November 2020 mit dem internationalen Netzwerk Global Digital Women zusammengetan. Weiterhin hat der Vorstand beschlossen, den Anteil von Frauen in Führungspositionen von 23 auf 30 Prozent zu erhöhen.5 Die Delvag Versicherungs-AG hat im November 2020 die Schirmherrschaft für das Kölner Bündnis MIT FRAUEN IN FÜHRUNG übernommen. Ziel ist es, den Anteil der Frauen in Führungspositionen innerhalb der nächsten 24 Monate von aktuell 22,8 Prozent auf 26 Prozent zu erhöhen. Auch bei der ERGO Group AG ist das Problem des geringen Frauenanteils in Führungspositionen bekannt und wird durch Zielgrößen und Netzwerken wie women@ergo angegangen. Die HUK-COBURG hat ihren Grundsatz „Führungspositionen sind Vollzeitstellen“ geändert, sodass eine Führungsposition auch in „reduzierter Vollzeit“ möglich ist. Als Untergrenze wurde eine Arbeitszeit von 25 Stunden/Woche festgelegt.

Es bleibt schlussendlich abzuwarten, wie die verschiedenen Initiativen wirken und ob es Nachahmer geben wird. Vor allem gilt es jedoch, die Flexibilität von Arbeitsstrukturen zu verändern und neue Modelle wie Jobsharing zu fördern. Auch der Punkt Kinderbetreuung darf nicht aus dem Blick fallen, wie Corona-Krise einmal mehr zeigte.

Wer zum Abschluss noch einmal sehen will, wie die Welt ohne Frauen wäre, der führt sich dieses Video zu Gemüt – Achtung Satire.

P.S: In Berlin ist seit 2019 der 8. März ein offizieller Feiertag, Zeit das auch andere Bundesländer dies einführen, oder?

 

Autor: Cathleen Wolf

 


[1] Frauen sind systemrelevant

[2] Die Corona-Krise trifft Frauen doppelt

[3] Frauenanteil in DAX-Vorständen sinkt in der Krise

[4] DIW Berlin: Mehr Frauen in Spitzengremien großer Unternehmen, Dynamik aber verhalten 

[5] „Ladies first“: Gothaer und Global Digital Women vernetzen Frauen in Führung