Auch 2022 war die globale Wirtschaft im dritten Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert. Insbesondere die Null-Covid-Politik Chinas bis Ende 2022, der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sowie infolgedessen Sanktionen gegen die russische Föderation belasteten die weltweiten Lieferketten schwer und führten zu einer weiter steigenden Inflationsrate. In diesem anspruchsvollen Umfeld erwies sich die deutsche Versicherungswirtschaft als überaus widerstandsfähig. Die 50 größten Schaden-/Unfallversicherer konnten 2022 als ein erfolgreiches Jahr verzeichnen – mit einem Anstieg der gebuchten Bruttoprämien im Durchschnitt auf 1.393,00 Mio. Euro, was einem Anstieg von 5,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.
Größtes Wachstum der Bruttobeiträge in der Wohngebäudeversicherung
Die mit Abstand größte Steigerung des Bruttobeitragsvolumens verzeichneten die Wohngebäudeversicherer mit 9,0 Prozent auf 193,00 Mio. Euro im Jahr 2022 (2021: 177,02 Mio. Euro). Diese Verbesserung resultierte aus einem Anstieg der durchschnittlichen Prämie um 8,8 Prozent auf 556,98 Euro. Die Schadenaufwendungen reduzierten sich deutlich um 23,5 Prozent auf durchschnittlich 147,21 Mio. Euro, lagen aber weiterhin auf hohem Niveau. Die Betriebsaufwendungen erreichten mit 50,77 Mio. Euro einen neuen Höchststand, während die Combined Ratio auf 104,3 Prozent zurückging, jedoch über der kritischen Marke von 100 Prozent lag.
Stetiges Wachstum der Bruttobeiträge und reduzierte Schadenaufwendungen bei Haftpflicht und Hausrat
Im Bereich der Haftpflichtversicherung verzeichneten die 50 größten Versicherer einen durchschnittlichen Anstieg des gebuchten Bruttobeitragsvolumens um 4,7 Prozent auf 164,33 Millionen Euro (2021: 156,97 Mio. Euro). Die Steigerung resultierte aus einer Erhöhung der Durchschnittsprämie (gegenüber dem Vorjahr um 3,6 Prozent auf 165,00 Euro) und einem leichten Zuwachs im Vertragsbestand (von 868.038 Stück auf 875.581 Stück). Die durchschnittlichen Schadenaufwendungen reduzierten sich auf 77,33 Mio. Euro, was zu einer verringerten Schadenquote und einer verbesserten Combined Ratio führte. Auch bei den 50 untersuchten Hausratversicherer stiegen die gebuchten Bruttoprämien um 3,3 Prozent von 60,17 Mio. Euro (2021) auf 62,17 Mio. Euro (2022). Dieser Anstieg resultierte aus einer Erhöhung der Durchschnittsprämie und einem moderaten Zuwachs im Vertragsbestand. Ein bedeutender Rückgang der Schadenaufwendungen (2021: 34,01 Mio. Euro; 2022: 23,41 Mio. Euro) führte zu einer Normalisierung der Combined Ratio (2021: 90,6 Prozent; 2022: 74,8 Prozent).
Erfolgreiches Jahr für die Rechtsschutzversicherung
Für die 25 größten Rechtsschutzversicherer war das Geschäftsjahr 2022 insgesamt erfolgreich. Sie erzielten einen Anstieg des Beitragsvolumens um 3,5 Prozent auf 206,81 Mio. Euro und des Vertragsbestands von durchschnittlich 1.082.856 Verträge in 2021 auf 1.088.529 Verträge in 2022. Ein deutlicher Rückgang der Schadenaufwendungen um 7,6 Prozent von 129,40 Mio. Euro in 2021 auf 119,55 Mio. Euro in 2022 führte zu einer verbesserten Schadenquote und einer positiven Entwicklung des versicherungstechnischen Ergebnisses.
Schlechtere Entwicklungen bei den Kfz- und Unfallversicherern
Die größten Kraftfahrtversicherer verzeichneten nur einen moderaten Anstieg der gebuchten Bruttoprämien. Jedoch stieg gleichzeitig die Schadenquote (2021: 77,3 Prozent; 2022: 84,0 Prozent) aufgrund gestiegener Schadenaufwendungen: Mit 430,26 Mio. Euro bewegten sich die Aufwendungen für abgewickelte Versicherungsfälle auf einem neuen Höchststand und überschritten erstmalig im gesamten Betrachtungszeitraum (2017 bis 2022) 400 Mio. Euro. Dies führte zu einer über der kritischen Grenze liegenden Combined Ratio und einem negativen versicherungstechnischen Ergebnis. Bei den Unfallversicherer sanken sogar die gebuchten Bruttoprämien um 0,6 Prozent auf 125,91 Mio. Euro. Gleichzeitig stiegen die Schadenaufwendungen um 5,3 Prozent von 71,66 Mio. Euro auf 75,44 Mio. Euro – ebenso die Betriebsaufwendungen und die Combined Ratio, was zu einem geringfügig verschlechterten versicherungstechnischen Ergebnis führte.