Leipzig, 24.02.2022: Seit Sommer 2021 unterstützt das German Sustainability Network (GSN) die Finanzdienstleistungsbranche beim Thema Nachhaltigkeit und trägt mit verschiedenen Impulsen und Formaten zu einer nachhaltigen Transformation bei. Vor diesem Hintergrund führt das GSN seit diesem Jahr nun auch eine regelmäßige Befragung durch, die einen Überblick über den Stand der Nachhaltigkeitsbemühungen der Versicherer gibt sowie die aktuellen Herausforderungen identifiziert. An der ersten Befragung zum Thema „Status quo: Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche“ haben insgesamt 32 Versicherungsunternehmen teilgenommen, die sich sowohl aus Mitgliedsunternehmen als auch Nicht-Mitgliedern zusammensetzen. Um die Ergebnisse im Zeitverlauf bestmöglich miteinander vergleichen zu können, bildet die Grundlage der Befragung ein fester Fragenkatalog. Dieser besteht aus den fünf Kategorien Nachhaltigkeit entlang der Wertschöpfungskette, Personelle Ressourcen, Ganzheitliche Transformation, Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor sowie Regulatorische Anforderungen.
Nachhaltigkeit wirkt sich auf alle Bereiche der Wertschöpfungskette aus
Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass sich Nachhaltigkeit auf alle Bereiche und Abläufe entlang der Wertschöpfungskette auswirkt. So wird jeder der abgefragten Wertschöpfungsaktivitäten von mindestens der Hälfte der Befragten Handlungsbedarf zugeschrieben. Am meisten zu tun ist laut der Häuser im Bereich der Kapitalanlage: Knapp 80 Prozent sehen hier einen großen Handlungsbedarf. Es folgen die Bereiche „Produktentwicklung“, „Vertrieb“ und „Risikomanagement“, bei denen von mindestens 60 Prozent der Befragten ein hoher Handlungsbedarf gesehen wird. Der im Schnitt geringste Handlungsbedarf wird den Funktionsbereichen „Human Resources“ und „Compliance“ zugeordnet.
Ganzheitliche Transformation wird unterschiedlich eingeschätzt
Mit Blick auf den Transformationsfortschritt wird deutlich, dass dieser von den befragten Unternehmen sehr unterschiedlich eingeschätzt wird. Die Mehrheit der Unternehmen gab an, die ganzheitliche Transformation noch zu weniger als der Hälfte abgeschlossen zu haben. Demgegenüber sind 20 Prozent der Meinung, Nachhaltigkeit bereits zu 61-70 Prozent umgesetzt zu haben; ebenso viele Unternehmen sehen noch Nachholbedarf beim Fortschritt. Die dafür verantwortlichen Engpässe finden sich überwiegend bei den personellen Ressourcen; die finanziellen Mittel und das Mindset in den Unternehmen werden von deutlich weniger Unternehmen als wesentliche Herausforderungen angesehen.
Zu wenig Personal im Bereich Nachhaltigkeit
Betrachtet man die für Nachhaltigkeit verwendeten Ressourcen fällt auf, dass in vier der befragten Unternehmen keine einzige Person im Schwerpunkt mit dem Thema Nachhaltigkeit betraut ist. Der Durchschnitt über alle befragten Unternehmen liegt bei 3,2 Personen. Gleichzeitig gab über die Hälfte der Befragten an (62 Prozent), die personellen Ressourcen ausbauen zu wollen. Bei einem Viertel der Unternehmen ist dies jedoch nicht vorgesehen.
Nachhaltigkeit als Erfolgsfaktor
Obwohl Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewinnt, bewerten die Befragten den Beitrag des Themas sehr unterschiedlich. Während rund ein Drittel der Unternehmen einen relevanten Erfolgsbeitrag sieht, schätzen etwa 20 Prozent der Unternehmen diesen als gering oder sehr gering ein.
Regulatorische Anforderungen bergen Herausforderungen
Angesichts der teilweise noch unklaren Anforderungen der ESG-Regulatorik sehen sich die Unternehmen mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Dies spiegelt sich ebenfalls in der Bewertung des inhaltlichen Umfangs der regulatorischen Anforderungen wider. Mehr als die Hälfte der Unternehmen schätzt die Anforderungen als zu hoch ein; nur einer der Befragten als eher zu wenig. Ähnlich sehen die Einschätzungen zur Ausgestaltung der Regulatorik aus, die die Mehrzahl der Unternehmen als nur bedingt praxistauglich ansehen. Unterstützt werden diese Aussagen durch die Wünsche der Versicherer an die Politik: Sie bemängeln vielfach klare und konsistente Vorgaben, die sich an den Gegebenheiten der Praxis orientieren. Gleichzeitig sind sich viele der Befragten einig, dass die regulatorischen Vorgaben mit dem entsprechenden zeitlichen Vorlauf erfolgen sollen, wodurch wiederum die Qualität gesteigert werden könnte.