Thomas Lanfermann, Helvetia Versicherungen, über die strategische Integration von KI und Prävention bei #fredwagner

Hoher Kostendruck und fehlende Steuerungsanreize in Kfz und Wohngebäude

Lanfermann betont die angespannte Lage in beiden Versicherungszweigen – sowohl Inflation als auch steigende Werkstatt- und Reparaturkosten belasten die Rentabilität massiv. Die Gebäudeversicherung leidet insbesondere unter den zunehmenden Leitungswasser- und Elementarschäden. Prämienerhöhungen seien zwar unausweichlich, aber nicht das einzige Mittel. Selbstbeteiligungen, Reduktion überbordender Produktbausteine und verstärkte Prävention müssten ebenfalls Teil der Lösung sein – die Akzeptanz am Markt dafür sei jedoch bislang begrenzt.

KI im Alltag – mit klarem Blick auf ihre Grenzen

Im Bereich künstliche Intelligenz verfolgt die Helvetia bereits heute einen praxisorientierten Ansatz. So wird generative KI unternehmensintern aktiv genutzt – u. a. zur Bearbeitung von Reklamationen, zur Unterstützung im Schadenmanagement oder zur Verbesserung der Prozessautomatisierung. Gleichwohl sieht Lanfermann klare Grenzen im Einsatz von KI in komplexen Schadenfällen. Was bleibt, ist die Unersetzbarkeit menschlicher Erfahrung, Empathie und situativer Einschätzungen in Grenzbereichen des Rechts – dort, wo KI keine eindeutigen Antworten liefern kann.

Chatbots im Vertrieb: Noch kein Ersatz für den persönlichen Kontakt

Beim Einsatz von Chatbots im Vertrieb zeigt sich Lanfermann skeptisch: „Ich glaube, wer bei der Versicherung anruft, will mit jemandem sprechen“. Auch wenn technische Lösungen bereits viel leisten könnten, sieht er den direkten Kontakt im Kundenerlebnis als wichtigen Erfolgsfaktor.

Prävention als Zukunftsthema – mit echtem Potenzial für neue Geschäftsmodelle

Ein zentrales Thema des Gesprächs war auch die Rolle der Schadenprävention. Lanfermann unterstreicht das Potenzial datenbasierter Frühwarnsysteme – etwa durch Sensorik und ???. Langfristig sei es denkbar, Prävention als eigenständiges, monetarisierbares Geschäftsmodell neben dem klassischen Versicherungsschutz zu etablieren – eine Chance, die sich die Branche nicht entgehen lassen dürfe.