Premiere an der DHBW Stuttgart: 1. Stuttgarter Versicherungstag bringt Wissenschaft und Praxis zusammen

 

Impulse zu KI, Klima und Konsolidierung

Den Auftakt der Konferenz bildete ein pointierter Eröffnungsvortrag von Professor Dr. Jonas Offtermatt. In seinem Impuls zeigte er auf, wie Künstliche Intelligenz und Virtual Reality die Wertschöpfungskette von Versicherungsunternehmen verändern – und an welchen Stellen sie konkret Mehrwert schaffen können. Seine Ausführungen wurden durch Ergebnisse aus Projektarbeiten von Studierenden der DHBW untermauert, ergänzt durch eine Live-Demonstration eines Chatbots, der als Verkaufsassistent im Versicherungsbereich fungiert. Prof. Dr. Offtermatt plädierte dafür, neue Technologien nicht als Selbstzweck zu begreifen, sondern gezielt dort einzusetzen, wo sie Prozesse optimieren, Kund:innenbedürfnisse adressieren und Mitarbeitende entlasten.

Digitalisierung trifft Regulierung – Wohin steuert der Markt?

Im Anschluss sprach Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Versicherungsgruppe, über die aktuellen Rahmenbedingungen des Versicherungsmarkts. In seinem Vortrag zeigte er auf, wie steigende regulatorische Anforderungen, der technologische Wandel sowie politische, ökonomische und ökologische Faktoren den Druck auf Marktteilnehmende erhöhen. Zudem ging Dr. Bader auf die geplante Fusion zwischen der Stuttgarter und der SDK ein – ein Zusammenschluss auf Augenhöhe, geprägt von sich ergänzenden Stärken, wie er betonte. Dabei hob er insbesondere die erwarteten Skaleneffekte und Synergien hervor, die durch die Fusion erzielt werden sollen. Sein Fazit rundete den Vortrag ab: Mit einer realistischen Einschätzung machte Dr. Bader deutlich, dass auch künftig nicht mit einer Fusionswelle am Versicherungsmarkt zu rechnen sei.

Klimaänderung & Elementarschäden – Versicherbarkeit am Scheideweg

Ein zentrales Thema des Versicherungstags war auch der Umgang mit Naturgefahren und zunehmenden Klimarisiken. Dr. Andreas Jahn, Vorstandsvorsitzender der SV SparkassenVersicherung, widmete sich in seinem Vortrag der Frage, wie Versicherungsunternehmen auf die wachsende Zahl von Extremwetterereignissen reagieren können. Er präsentierte Daten zur Entwicklung von Elementarschäden, Prämien sowie der Rückversicherungskapazität – und plädierte für eine fundierte Risikoanalyse und -bewertung, sowie  ein effizientes Schadenmanagement. Er machte deutlich: Versicherungsschutz gegen Elementarschäden ist für rund 97 Prozent der Wohngebäude in Deutschland problemlos möglich und damit zu bezahlbaren Prämien abschließbar. Statt einer Pflichtversicherung brauche es ein Zusammenspiel aus gezielter Prävention, Versicherung und staatlicher Haftung für katastrophale Kumulschadensfälle.

Aus Tankern eine Lieferkette machen

Wie sich Prozesse durch Data Science und KI im Großunternehmen verändern und damit der „Tanker“ drehen kann, erläuterte Dr. Michael Zimmer, Chief Data & AI Officer der W&W-Gruppe, in seinem Abschlussvortrag. Er zeigte auf, dass Standards essentiell und Voraussetzung dafür sind, um KI zu skalieren und im Finanzkonzern leistungsfähig als Flotte zu agieren. Anhand konkreter Praxisbeispiele erklärte Dr. Zimmer, dass der Fokus der KI Anwendungen der W&W-Gruppe auf Effizienz in den Kernprozessen liegt. Eine zentrale strategische Führungsaufgabe besteht darin, Mitarbeitende zu befähigen und die mit dem Einsatz von KI verbundenen Risiken verantwortungsvoll zu steuern.

Interaktiv und praxisnah: Die Management-Challenge

Ein besonderes Highlight des Stuttgarter Versicherungstags war die interaktive Management-Simulation „TOPSIM Insurance“. Dabei schlüpften die Teilnehmenden im Rahmen eines Mini-Planspiels in die Rolle des Managements eines fiktiven Versicherungsunternehmens und trafen strategische Entscheidungen über drei Geschäftsjahre hinweg. Die erfolgreichsten Entscheidungsträger wurden zum Abschluss der Veranstaltung ausgezeichnet.

Neues Netzwerkformat mit Zukunft

Der erste Stuttgarter Versicherungstag vereinte rund 90 Teilnehmende – darunter Vorständ:innen, Fach- und Führungskräfte sowie Studierende und Professor:innen der DHBW – und bot eine Plattform für Diskussion, Interaktion und Inspiration. Beim abschließenden Get-together wurde deutlich: Stuttgart hat das Potenzial, sich als fester Ort für den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis zu etablieren. Eine Fortsetzung im kommenden Jahr ist geplant.